La Hague, Frankreich

Produktion / Herstellung
La Hague ist eine atomare Wiederaufbereitungsanlage an der Küste der Normandie. Auf der Anlage lagern 50 Tonnen pulverisiertes Plutonium, welches, chemisch aufbereitet, ausreichen würde, um mehr als 5.000 Atomsprengköpfe zu bestücken. Foto: duvalmickael50 / creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/2.0

Die Wiederaufbereitungsanlage von La Hague stellt Plutonium und Uran aus verbrauchten Atombrennstäben her. Große Mengen von Atommüll und Spaltmaterialien werden gelagert, was die Gefahr der Proliferation von Plutonium stark erhöht. Zudem verschmutzt radioaktiver Müll das Meer und die Atmosphäre. Schon haben mehrere Studien eine erhöhte Inzidenz von Leukämie bei Kindern im Umkreis von La Hague gezeigt.

Foto: La Hague ist eine atomare Wiederaufbereitungsanlage an der Küste der Normandie. Auf der Anlage lagern 50 Tonnen pulverisiertes Plutonium, welches, chemisch aufbereitet, ausreichen würde, um mehr als 5.000 Atomsprengköpfe zu bestücken. Foto: duvalmickael50 / creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/2.0

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Hintergrund

La Hague ist eine atomare Wiederaufbereitungsanlage an der Küste der Normandie. Sie wurde 1966 durch die staatseigene französische Firma Areva für die Herstellung von Plutonium für atomare Sprengsätze in Auftrag gegeben. 1969, als das französische Militär genügend Plutonium für sein Waffenprogramm hergestellt hatte, begann La Hague mit der Wiederaufarbeitung von zivilen Brennstäben aus Frankreich, Deutschland, der Schweiz, Japan, Belgien und den Niederlanden. La Hague verarbeitet bis zu 1.600 Tonnen Atombrennstoff pro Jahr und ist der weltgrößte Produzent von abgetrenntem Plutonium. Auf der Anlage lagern 50 Tonnen pulverisiertes Plutonium, welches, chemisch aufbereitet, ausreichen würde, um mehr als 5.000 Atomsprengköpfe zu bestücken. Jedes Jahr werden mehr als zehn Tonnen Plutonium quer durch Frankreich transportiert. Das Proliferationsrisiko, das durch die Produktion, Aufbereitung, Lagerung und den Transport von Plutonium entsteht, sollte besonders in Zeiten des globalen Terrorismus nicht unterschätzt werden. Die Produktion von plutoniumhaltigen Mischoxid-Brennelementen (MOX) hat diese Gefahr nur erhöht, da MOX-Brennstäbe technisch einfacher zu handhaben sind und waffentaugliches Plutonium daraus leicht herausgetrennt werden kann.

Folgen für Umwelt und Gesundheit

La Hague verseucht das Umland auf zwei Wegen: Zum einen werden radioaktive Gase wie Krypton-85 in die Atmosphäre freigesetzt. So fand Greenpeace 93.000 Bq/m³ Krypton-85 in der Luft über La Hague. Normale Werte bewegen sich zwischen ein bis zwei Becquerel pro Kubikmeter. Zum anderen werden jedes Jahr ca. 230 Millionen Liter radioaktiv kontaminiertes Wasser aus der Wiederaufbereitungsanlage ins Meer gekippt. Nach dem atomaren Niederschlag durch die weltweiten Atomtests und dem Super-GAU von Fukushima, sind die Emissionen der Atomanlagen von Sellafield und La Hague die größte Quelle radioaktiver Verschmutzung der Weltmeere und übertreffen dabei sogar die Atomkatastrophe von Tschernobyl.

Die Konzentration von radioaktivem Cäsium-137 im südlichen Atlantik beträgt 0,6 Bq/m³. Dagegen ist die Konzentration im Englischen Kanal nahe La Hague mit acht Becquerel pro Kubikmeter mehr als zehn Mal höher. Greenpeace konnte 1997 die radioaktive Belastung von Wasser, Meerestieren und Sediment um La Hagues Abwasserleitungen nachweisen und fand in Proben zahlreiche radioaktive Substanzen wie Americium, ein Nebenprodukt von Plutonium, Kobalt und Cäsium sowie eine Beta-Aktivität von mehr als 200 Millionen Bq/l. Zum Vergleich: Die normale Meereswasseraktivität liegt bei etwa 12 Bq/l.

Unabhängige Studien fanden zudem eine erhöhte Leukämierate bei Kindern im Alter von fünf bis neun Jahren im Umkreis von zehn Kilometern um La Hague. Zusätzlich veröffentlichte eine Fall-Kontroll-Studie im British Medical Journal eine signifikante Korrelation von Leukämie bei Kindern aus der Region mit der Benutzung lokaler Strände und dem Konsum lokaler Meerestiere.

Ausblick

Entgegen allen Erkenntnissen zu Umwelt- und Gesundheitsfolgen atomarer Verschmutzung sowie der Nutzlosigkeit der Wiederaufbereitung von Atommüll für die Energieproduktion und trotz internationaler Kritik an La Hague aufgrund der Proliferationsgefahr von atomwaffenfähigem Material, setzt Frankreich die Abspaltung von Plutonium fort und exportiert es sogar an Staaten in Afrika. So steigt das Risiko, dass neben den Kindern aus der direkten Umgebung noch mehr Menschen weltweit durch La Hague zu Opfern der Atomwirtschaft gemacht werden – zu Hibakusha.

Weiterführende Lektüre:

Das europäische Parlament hat einen Bericht über die gesundheitlichen und ökologischen Folgen der atomaren Wiederaufbereitungsanlagen in Sellafield und La Hague publiziert, nachzulesen unter: www.wise-paris.org/english/reports/STOAFinalStudyEN.pdf

Quellen

49.674738, -1.880035