Mounana, Gabun

Uranbergbau
Überreste der Fabrik für die Herstellung von Urankonzentrat (Yellowcake) in Mounana. Ob die Sanierung des ehemaligen Betriebsgeländes fachgerecht durchgeführt wurde, ist fraglich. © Res Gehriger

Jahrzehntelang baute Frankreich im Dschungel von Gabun Uran ab, ohne sich dabei um Sicherheitsvorkehrungen zum Schutz von Umwelt und Bevölkerung zu kümmern. Minenarbeiter wurden hohen Strahlendosen ausgesetzt und Tausende Tonnen radioaktiv verseuchter Abbauprodukte gelangten in das empfindliche Ökosystem der benachbarten Flussgebiete. Die radioaktiven Hinterlassenschaften belasten weiterhin die Umwelt und schaden der Gesundheit der Anwohner.

Foto:Überreste der Fabrik für die Herstellung von Urankonzentrat (Yellowcake) in Mounana. Ob die Sanierung des ehemaligen Betriebsgeländes fachgerecht durchgeführt wurde, ist fraglich.
© Res Gehriger

Poster als PDF (Download)

Hintergrund

Im Südosten Gabuns wurden 1956 erstmals Uranvorkommen durch den französischen Energiekonzern COGEMA (inzwischen AREVA) entdeckt. Über die Tochtergesellschaft COMUF begann der Uranabbau in Mounana (1960–1999), Oklo (1970–1985), Boyindzi (1980–1991) und Mikouloungou (1997–1999). Anfangs wurde das Uran zum Bau von Atomsprengköpfen genutzt, später versorgte es die französischen Atomkraftwerke. Nach und nach wurden alle Minen geschlossen, da die verbleibenden Uranvorkommen nicht mehr wirtschaftlich gefördert werden konnten. Bis 1975 wurden mehr als zwei Millionen Tonnen radioaktiv verseuchter Schlamm in die nahe gelegenen Flussläufe des Mitembe und des Ngamaboungou gekippt. Weitere vier Millionen Tonnen Atommüll wurden in offenen Sammelbecken gelagert. Lange Zeit gab es für diese Becken keinerlei Sicherheitsmaßnahmen – Kinder aus den umliegenden Dörfern spielten sogar auf ihren staubigen Oberflächen, da die Bewohner nicht über die Gefahren des Atommülls informiert wurden. Erst in den 1990er Jahren wurde ein Damm gebaut und das ca. 50 Hektar große Atommüllsammelbecken mit einer 30 bis 50 cm dicken Erdschicht bedeckt. Strahlenschutzexperten bewerteten diese Maßnahmen jedoch als ungenügend.

Folgen für Umwelt und Gesundheit

Den Minenarbeitern von Mounana wurde jahrzehntelang keine adäquate Schutzkleidung zur Verfügung gestellt. Auch die Gesundheitsuntersuchungen ehemaliger Minenarbeiter waren unzureichend – nach Schließung der Minen beendete COMUF jegliche arbeitsmedizinischen Untersuchungen. Viele der ehemaligen Arbeiter können sich einen Arztbesuch nicht leisten und daher keine ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Es gibt daher auch keine aussagekräftigen epidemiologischen Studien über den Gesundheitszustand der ehemaligen Minenarbeiter in Mounana. In anderen Uranbergwerken, beispielsweise in Kanada oder Deutschland, zeigte sich in der Belegschaft stets eine erhöhte Inzidenz für Lungenkrebs, sodass von ähnlichen Effekten auch in Mounana ausgegangen werden kann.

Durch die Analyse von Bodenproben aus der Umgebung der Uranminen wurde aufgedeckt, dass radioaktiver Müll im umliegenden Wald deponiert wurde. Wissenschaftler fanden Uran-239, Thorium-230 und Radium-226 im Waldboden und konnten Strahlenwerte messen, die etwa 50 Mal höher lagen als die natürliche Hintergrundstrahlung. 2002 wurde der IAEO eine interne Studie von COMUF präsentiert, die lösliches Radium-226 im Mitembe Fluss in Konzentrationen von 3,2 Bq/l fand – das Zehnfache des internationalen Grenzwertes von 0,37 Bq/l. Lösliches Uran-238 wurde in Konzentrationen von 1,7 mg/l gemessen – mehr als das 180-fache des internationalen Grenzwertes von 0,009 mg/l. Der radioaktiv verseuchte Schlamm, der in den Fluss geleitet wurde, bildet mittlerweile ein Reservoir, aus dem immer wieder verstrahltes Material abfließt.

Ausblick

Trotz des neu gebauten Ngamaboungou-Damms fließt weiterhin verstrahltes Material in das sensible Ökosystem der umliegenden Flusslandschaften. Der verseuchte Fluss führt zu hohen Strahlenwerten in Nahrung und Trinkwasser. 200 Häuser mussten 2009 zerstört werden, da sie mit radioaktiv verseuchter Erde gebaut worden waren und zu hohe Strahlenkonzentrationen gemessen wurden. Ca. 4.000 Menschen leben noch in Mounana, viele von ihnen nur etwa 500 m vom Gelände der ehemaligen Minen entfernt. Auch sie sind Hibakusha, denn auch ihre Gesundheit wurde dem Streben nach Uran und Atomwaffen untergeordnet. Auch ihr Schicksal gehört zu der Geschichte der atomaren Kette.

Weiterführende Lektüre

Quellen

  • „Contamination radiologique relevée en 2009 sur l’ancien site minier uranifère de COMUF-AREVA à Mounana (Gabon)“. Commission de Recherche et d’Information Indépendantes sur la Radioactivité (CRIIRAD), Note N°09-118, 07.12.09. www.criirad.org/actualites/dossier_09/gabon/CRIIRADGABON.pdf
  • Loueyit et al. „Study of the post-closure provisions for managing solid tailings form the extraction and processing of uranium ores resulting from the industrial activities of the COMUF company at Mounana, Gabon“. IAEA-SM-362/49, 2002
  • Srebotnjak et al. „Potential use of radioactively contaminated materials in the construction of houses from open pit uranium mines in Gabon and Niger“. Publications of the Director-General for External Policies, Policy Department of the European Parliament, 2010. http://ecologic.eu/3749
-1.392723, 13.158946